Geh doch!

Veröffentlicht am 29. Januar 2022 um 13:33

Geh doch, ich sage dir, geh doch, dein Schweigen allein kann die Antwort nicht sein, versteh doch. Für die älteren und alle Schlagerfans sind dies eindringliche Worte aus dem Song von Howard Carpendale. Keine Sorge ich beginne jetzt nicht zu singen. Aber geh, doch muss man auch manchmal im Leben sagen. Ganz besonders, wenn sich Freundschaften, Beziehungen und Partnerschaften auseinander entwickeln. Natürlich aber auch, wenn Menschen für immer aus dem Leben treten oder Haustiere sich in den Hundehimmel, Katzenhimmel oder in andere Tierhimmel verabschieden. Zum einen kann dieser Abschied sehr traurig sein, zum anderen kann er auch Enttäuschung, Wut und Ärger mit sich führen und eine menschliche Verbindung beenden. In allen Fällen ist es manchmal notwendig “Geh doch“ zu sagen. Meistens jedoch hängt für Ewigkeiten etwas nach.

Erst in jüngster Vergangenheit hatte ich so ein Erlebnis. Ein langjähriger “Freund“ hat mich immer wieder und regelmäßig sehr enttäuscht. Mir selber war erst gar nicht bewusst, dass er sehr ausgeprägte narzisstische Züge hat, worauf mich aber echte Freunde! immer wieder hinwiesen und mich warnten. Ich aber, mit meinem sozialen Krankenpflege-Gen, habe das einfach nicht sehen wollen, können oder ignorierte es schlichtweg. Denn alles wird gut und ich kümmere mich drum.

In letzter Konsequenz hieß es aber, alles was ich tat war in irgendeiner Form immer einer Korrektur würdig. Es gab nichts, was gut genug war und nicht seiner Korrektur bedurfte . “Ich hab dann da nochmal nachgeschärft …“!, hieß es häufig, egal ob notwendig oder nicht. Er musste halt immer und überall seinen Stallgeruch hinterlassen, egal ob es sein Stall war oder nicht.

Wenn man dazu mit der Lebensbiografie aufwächst, du bist nichts, du kannst nichts und du bist nichts wert, ist das gleichzeitig fast ein echter Todesstoß für jeden Selbstwert und jedes Selbstbild. Das gilt natürlich auch für eine Zusammenarbeit im Seminarbetrieb, wie es bei uns war. Gemeinsam entwickelte Projekte wurden ausschließlich zu seinen Projekten, mit denen er glänzen konnte, ich hielt mich dezent zurück.


Sein Leben im Allgemeinen schien so, dass es nur zum bejammert werden gemacht war. Er das Opfer und der andere der böse Täter. Mit der Erklärung sein eigenes Verhalten damit zu entschuldigen. Eine ergänzende Komponente gab es jedoch. Jammern darüber, dass andere so voll von Unmöglichkeiten sind, egal ob im Verhalten oder Tun und dass er allein die Konsequenzen tragen müsse. Die eigene Beteiligung an der Situation wurde dabei gekonnt ausgeblendet oder nicht erwähnt.

Es gab kaum ein positives Wort, alles war schrecklich, nichts funktionierte wie gewünscht, wenn es aber funktionierte, dann kam unmittelbar. “Ich armer, ich bin so überfordert, alles wird zu viel, ich schmeiß alles hin!“. So bekam mein Krankenschwester-Gen immer wieder neue Nahrung.

War er vielleicht ein Feeder?

Dieses Verhalten war die beste Begründung für alles und der herrlichste Klebstoff, um mich zu binden. Ich fiel immer wieder aufs neue darauf herein. Ebenso wie auf die Bekundungen, ich unterstütze in dich in deinem Tun, du bist ein exzellenter Trainer. Es waren in letzter Konsequenz leere Worte, um mich und meine Expertise an ihn zu binden. Das Endergebnis lautete aber, heiße Luft um nichts und Worthülsen ohne die Absicht diese zu füllen.


Der wirksame Effekt war aber, mein Krankenschwester-Gen immer wieder neu zu aktivieren. Ich glaubte, sogar eine positiv menschliche soziale Bindung zweier Menschen gefunden zu haben, die auf gleicher Wellenlänge ticken…!“ Er nannte es sogar Freundschaft.

Ich nannte es zum Schluss abwärtsgerichteten sozialen Vergleich, den man in Partnerschaften, Freundschaften, Beziehungen, aber auch im Berufsleben findet und der zur Selbstwerthöhung dient. Derjenige, der den sozialen Vergleich anstrebt, befindet sich real in ähnlicher, gleicher oder ähnlich vermuteter Situation. Ähnlich vermutet heißt soviel wie in einer Privathalluzination, in der der Vergleichende glaubt, er wisse, was der andere denkt, wie er die Welt erlebt und in dieser handelt. Allerdings gleicht er dieses aber nicht mit der “Realität“ des anderen ab. Dies gekoppelt, durch zum Beispiel, an einen erhöhten Bildungsstatus erhöht das Gefälle enorm.

 

Der Vergleich führt letztendlich zur kurzweilig andauernden Stimulation des Belohnungszenztrums im Gehirn. Somit fühlt sich der Vergleichende deutlich besser und versucht unter Umständen das eigene Selbstwertgefühl aufrechtzuerhalten. Dabei kann Neid ein echter Indikator sein, der das ganze befeuert und auslöst.

Denn was wäre, wenn der Vergleichende erkennt, der andere ist fit in der Materie, unterstützt ihn in der fachlichen Kompetenz, obwohl er ja eigentlich eine vermeintlich reduzierteres Bildungsniveau hat?

Das kratzt durchaus am Selbstwert des Vergleichenden, aber durch die Möglichkeit des de negativ gerichteten Vergleich, kann er sich durchaus aufwerten. Dumm ist es nur, wenn der andere es irgendwann bemerkt. Ja, auch Krankenpfleger können das! Dann ist es Zeit sich diesem Dunstkreis zu entziehen, denn dieser stinkt zum Himmel und auf olfaktorische Belästigungen kann man durchaus verzichten. Wer riecht schon gerne an einer Stinkbombe.

Aber nun back to the Roots.

Wo wollte ich eigentlich mit dir hin? Na klar, zu - Geh doch!

Zu manchen Menschen oder Tieren hat man ein starke emotionale Bindung, obwohl diese nicht  mehr unter uns weilen und nicht mehr Teil deines Lebens sind. Dann muss man Abschied nehmen und sollte sie ziehen lassen. Manche Menschen haben sich selber obsolet gemacht und du kannst dich getrost von ihnen verabschieden. Doch oftmals gibt es einen unbekannten Klebstoff, ungesehene Verbindungen, die das Lebe wohl sagen verhindern oder so erschweren, dass man darunter leidet oder sich nicht loslösen kann.

Aber was kannst du tun, um dein eigenes Erleben zu neutralisieren, dass du einen Menschen gehen lassen kannst, ohne Wut, ohne Groll und inneren Schmerz zurückzubehalten? Ich habe da eine kleine wundervolle Möglichkeit für dich gefunden.

Oftmals verbinden uns innere Verpflichtungen, Projektionen, Erwartungen und anderer Klebstoff wie Generationsverträge oder eine größer übergeordnete Idee an den anderen. Ein Loskommen ist dann echt schwierig.

Doch wenn man sich für eine Beendigung entschieden hat, ist es keine Trennung für immer, es bleibt die Erinnerung, nur mit anderem und hoffentlich besserem inneren Erleben. Sobald du wieder mit dem anderen in Kontakt trittst oder treten möchtest, hast du die Möglichkeit jederzeit die Verbindung neu aufzunehmen, doch VORSICHT!, gestaltete diese Verbindung neu und so, dass für dich daraus eine gesunde Begegnung entsteht und in der Altes was negierte nicht erneut mit eingeschlossen wird.

Wenn du so deinen Trauerprozess unterstützen möchtest, ist das ein wundervoller Weg, einen Mensch oder ein Tier zu verabschieden, um eine angenehmes oder neutrales Andenken an ihn zu erhalten. Was sang Trude Herr einmal? „Niemals geht man so ganz“

Doch was kannst du tun? Hier mal eine Möglichkeit, die aus der Submodalitätenarbeit des NLP kommt. Also keinen esoterischen Hintergrund hat, auch wenn man diesen vermuten könnte.

Stelle dir die Person, um die es geht so vor, dass sie in einem angenehmen Abstand dir gegenübersteht. Außerdem schaust du in einem 45° Winkel auf diese herab. Das hat nichts mit Reduzierung der Person zu tun, aber es unterstützt den Prozess. Nun schau wie ihr beiden verbunden seid und visualisiere die Verbindung. Bei manchen ist es ein leichter sanfter Nebel, bei manchen eine starre Stahlkette und bei anderem ein Gartenschlauch oder Ähnliches. Was ist es bei dir? Schaue zudem, wo bei dir und bei deinem Gegenüber die Verbindung andockt.

 

Jetzt überlege dir, was du schon immer dieser Person sagen wolltest und teile es ihr mit. Die Person hört dir kommentarlos zu.

 

Und jetzt gebe dem Gegenüber die Möglichkeit dir das zu sagen, was dir dein Gegenüber schon immer mitteilen wollte. Höre ihm aufmerksam und ebenfalls ohne Kommentar zu.

 

Nachdem ihr euch kurz ausgesprochen habt, fühle tief in dich hinein und hole alle Überzeugungen, Wünsche und Projektionen, die du auf den anderen übertragen hast, zu dir zurück. Anschließend fühle erneut in dich hinein und spüre, wo sind in dir die Projektionen, Wünsche und Überzeugungen des Anderen in dir gespeichert. Mobilisiere diese und gebe sie an dein Gegenüber zurück.

 

Wenn alles gesagt, zurückgeholt und zurückgegeben worden ist, schaue wie die Verbindung jetzt aussieht. Meistens ist sie gar nicht mehr vorhanden. Wenn doch noch Teile übrig sind schaue bei dir und dem anderen was noch nicht gesagt oder noch nicht zurückgeholt oder zurückgegeben worden ist. Dann wiederhole diese Schritte erneut.

Wenn du von dem Menschen, mit dem du in diesem Prozess gegangen bist, arg enttäuscht oder verletzt worden bist, dann empfiehlt es sich ein Schutzschild vor dem Körper aufzubauen, um keine neuen Verbindungen einzugehen. Aber auch wenn du Verbindung eingehen, dich aber vor Negation schützen möchtest, empfiehlt es sich eine Art Schutzschild vor dir aufzubauen. Dazu empfiehlt sich eine Panzerglasplatte, sie lässt nichts hindurch, hat aber der Vorteil, dass du durch sie hindurch sehen kannst und weißt, was dir begegnet.

 

Jetzt schaue einmal in die Zukunft, in deiner Vorstellung? Wie begegnest du dem Menschen jetzt?

Solltest du mit einem Verstorbenen gearbeitet haben, wie fühlt sich die Erinnerung an den Menschen oder das Tier jetzt an?

Gib mir doch mal Rückmeldung, ob dieses Format bei dir mit dem inneren Schweinehund funktioniert hat. Ich freu mich auf Nachricht von dir.

Als ich diesen Blog geschrieben habe, stellte ich fest, wie viele Menschen ich in meinem Herzen trage, von denen ich mich schon lange verabschiedet habe und die eigentlich nur den Platz wegnehmen, die mir neu begegnen wollen.

 

Deshalb lies meinen neuen Blog oder höre meinen neuen Podcast: Menschen entrümpeln - Feng Shui des Herzens,
um Platz für neue Begegnungen zu schaffen.
Viel Spaß

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